Kündigung – wie man am besten damit umgeht

Kündigungsrecht im ArbeitsvertragEines der stressigsten Lebensereignisse für jeden Menschen ist die, meist unerwünschte, Kündigung seitens des Arbeitgebers. Der Verlust der bis dahin gewohnten und geübten Tages- und Lebensstruktur wird meist von Selbstzweifeln und vielen starken Emotionen begleitet. Wie auch in vielen anderen Lebensbereichen gilt es, kühlen Kopf zu bewahren und eine realistische Einschätzung zu erlangen. Jedem Ende wohnt ein Anfang inne.

Gründe erfragen und erkennen

Wer unter dem Eindruck einer frischen Kündigung steht, sollte sich bei den ersten Reaktionen zurückhalten. Impulsivität hilft selten und viel mehr ist, so schwer es in dieser Situation meist ist, ein konstruktiver Dialog mit dem Arbeitgeber wichtig. Das Einfordern einer sachlichen und ehrlichen Begründung auch jenseits des offiziellen Arbeitszeugnisses ist legitim. Im Falle von mündlich vorgebrachten Aussagen und Argumenten kann ein stichwortartiges Notieren später helfen. Unterschriften unter angebotene Vereinbarungen aller Art sollten nur nach Bedenkzeit getätigt werden. Im Zweifel sollte sofort nach der ausgesprochenen Kündigung professionelle Unterstützung beispielsweise durch den Betriebsrat oder einen Anwalt gesucht werden.

Sachlage einschätzen und Veränderungen planen

Nach der ersten Aufregung ist eine ruhige Erhebung der Sachlage sinnvoll und hilfreich. Den angegebenen Gründen des Arbeitgebers für die Kündigung sollten die eigenen Einschätzungen entgegen gestellt werden. Dabei hilft das Aufschreiben, den Überblick zu bewahren und keinen Aspekt zu vergessen. So kann das Fremdbild, das die eigene Person von außen betrachtet, dem Selbst- oder Eigenbild konkret entgegengestellt werden. Eine Einteilung und Charakterisierung in sachliche, fachliche und persönliche Rubriken erhöht den ordnenden und aufhellenden Effekt. Auch persönliche Mutmaßungen über verdeckte Gründe und das eventuell tendenzielle Vorliegen der eigenen „inneren“ Kündigung finden in der Auflistung seinen Platz.

Soziales Umfeld einbinden und Schlüsse ziehen

Menschen neigen zu selektiver oder sogar vernebelter Sicht auf sich selbst und die persönliche Situation, insbesondere bei hoher emotionaler Beteiligung. Ein wichtiges und unverzichtbares Instrument ist der Austausch mit anderen Personen. Um aus einem Feedback eine möglichst aussagekräftige Reflexion zu gewinnen, sind Meinungen aus unterschiedlichen Richtungen zu empfehlen. Ein ehemaliger Arbeitskollege kann ganz andere Aspekte einbringen als ein Familienmitglied. Weitere Vertrauenspersonen können Freunde, Pfarrer oder Ärzte sein. Bei einer starken Belastung der eigenen Psyche sollte auch vor professioneller Hilfe wie die eines Psychologen nicht zurückgeschreckt werden. Als Richtschnur gilt, dass zwei bis fünf vertrauensvolle Personen beim Bilden des Eigenbilds wertvolle Einsichten beisteuern.

Veränderung planen oder Weg folgen

Nach der ersten Aufregung und der zunehmend nüchterner werdenden Beurteilung der eigenen Lage sollte die Analyse der Ist-Situation erfolgen. Die Erkenntnisse aus den Aktivitäten nach der Kündigung fließen jetzt in die Konsequenzen ein, die jeder Gekündigte daraus ziehen sollte. Die beiden Hauptstränge sind die wirtschaftliche Fortexistenz und der zukünftige persönliche Lebensweg. Neben den existenziellen organisatorischen Erledigungen wie Amtsgängen, Strukturierung der finanziellen Situation und Formularbeschaffungen steht der vorläufige neue Tagesablauf im Mittelpunkt. Eine zeitliche und inhaltliche Struktur, die mittels eines persönlichen Plans aufgestellt wird, hilft bei selbstverpflichtendem Befolgen, in Motivations- oder Stimmungslöcher zu fallen. Der Plan darf trotzdem weniger streng sein, als er es vor der Kündigung war.

Neue Motivation entwickeln und durchstarten

Langsam beginnt sich die Chance, die einem Ende innewohnt, immer stärker herauszubilden. Vielleicht können jetzt Vorhaben in die Tat umgesetzt werden, die schon lange auf der privaten Agenda stehen. Sprach- und Kunsthandwerkkurse, Reisen und Ausflüge oder lang aufgeschobene Besuche gehören zu solchen Aktivitäten. Sie sind nicht als vergebene Zeit auf dem Weg zu einer neuen Arbeitsstelle zu verstehen, sondern das Antriebsmittel für frische Motivation, die jetzt gefragt ist. Mit der sich entwickelnden Lust auf Neues klärt sich die Richtung, in die der berufliche Weg weiter führen soll. Je nach persönlichem Ergebnis der Eigenanalyse ist der Zeitpunkt gekommen, eine Umschulung, eine Fortbildung oder das Bewerben auf neue Arbeitsstellen zu beginnen.

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