9-Punkte-Problem: Denken außerhalb von Grenzen

9-Punkte-Problem: Lernen, außerhalb von Grenzen zu denken

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Viele Denker bleiben mit ihrem Problem allein, weil sie sich nicht auf kreative Diskussionen einlassen. Dabei geraten sie allzu schnell in eine Sackgasse. Es ist deutlich produktiver, die Erfahrungen anderer Menschen mindestens zur Kenntnis zu nehmen.

Das Neun-Punkte-Problem ist eine Methode, mit der Sie das Denken außerhalb gefestigter Muster trainieren können.

Was ist das Problem?

Schon 1914 wurde in den USA das “Neun-Punkte-Problem” vorgestellt, das Menschen helfen soll, geistig über den Tellerrand zu blicken. Eine Kreativitätstechnik im eigentlichen Sinn ist es nicht. Es zwingt den Denker lediglich dazu, die sonst gewohnten (selbst aufgestellten) eigenen Rahmenbedingungen zu verlassen.
Für unser Gehirn ist das allerdings eine große Herausforderung. Es ist bequemer, stets im einmal gefundenen Rahmen zu denken, es funktioniert auch langfristig – sogar bei Tieren. Nur begeben wir uns damit in ein geistiges Gefängnis.

Das “inside the box”-Denken

Der Mechanismus hinter dem Problem ist so alt wie die Evolution, indische Elefantenhüter machen ihn sich zunutze. Sie binden junge Elefanten mit dicken Seilen fest, damit sie nicht weglaufen können. Das lernen die Jungtiere, sie fügen sich in ihr Gefängnis. Im späteren Leben, als ausgewachsene Elefanten, genügt eine sehr dünne Schnur, um sie weiter im Gefängnis zu halten. Sie reißen sich nicht los, nicht einmal, wenn sie Durst oder Hunger haben.

Sie sind unter dem Aspekt ihrer kognitiven Leistungen „inside the box“. Dort finden sie keine Informationen, wie sie dem Gefängnis entrinnen können – diese sind nur „outside the box“ zu finden. Auch Menschen bleiben allzu oft inside the box gefangen, was bedeutet, dass sie gar nicht wissen, was sie eigentlich nicht wissen. Ihre Wahrnehmung hat blinde Flecken. Das ist gefährlich, kann aber überwunden werden – mit dem Neun-Punkte-Ansatz.

Was ist die Aufgabe beim Neun-Punkte-Problem?

Die neun Punkte werden in drei Reihen angeordnet und stellen sich dann wie folgt dar:

1 – 2 – 3
4 – 5 – 6
7 – 8 – 9

Die Aufgabe lautet jetzt, diese neun Punkte mit nur vier geraden Linien zu verbinden. Das funktioniert nur, wenn man das Denken inside the box verlässt.

Versuchen Sie zunächst, das Problem selbst zu lösen.

Lösung

Sich aus der Box heraus zu begeben bedeutet in diesem Fall, grafisch über das durch die neun Punkte abgebildete Quadrat mit den vier Ecken 1, 3, 7 und 9 hinaus zu zeichnen.

Das gelingt, indem wir die erste Linie vom Punkt 4 zum Punkt 7 und darüber hinaus noch weiter führen, um dann die Punkte 8 und 6 zu verbinden, wonach wir wiederum aus der Box herauszeichnen bis auf die Höhe der oberen Linie 1 – 2 – 3, um danach die Linie nach links zu Punkt 1 und abschließend nach rechts unten diagonal zu Punkt 9 zu führen. Wir sind also zweimal aus der Box herausgesprungen.

Diese Lösung ist nur eine von vielen – um ihre geistige Flexibilität zu fördern, können Sie versuchen, weitere zu finden!

Vorteile beim Verlassen der Box

Dieses Herausspringen aus der Box kann in Not geschehen. So würden sich die Elefanten bei akuter Gefahr wie einem Feuer oder einem Angriff doch losreißen. Manager springen oft aus ihrer Box, wenn ihrem Unternehmen die Insolvenz droht – vorher aber nicht. Einen schleichenden Verfall können viele Menschen nicht aufhalten, weil die Gefahr nicht akut erscheint.

Auf die Elefanten übertragen bedeutet das: Sie könnten allmählich verhungern, weil sie ihre dünne Leine nicht überwinden. Und selbst die akute Gefahr (etwa der Insolvenz) macht nicht jeden Menschen erfinderisch genug, um rechtzeitig sein Denk-Gefängnis zu verlassen.

Das Verlassen der Box als Prinzip zunutze machen

Der Lösungsansatz lautet nun, das Prinzip „other's boxes“ anzuwenden, das bei systematischer Durchführung als Königsweg gilt. In diesem Fall vertraut sich der Manager einer außenstehenden Person an, die in jedem Fall nicht in der gleichen Box wie er selbst gefangen ist. Sie eröffnet ihm einen neuen Blickwinkel auf das Problem.

Systemisches Coaching basiert auf diesem Ansatz, doch auch Teams aus verschiedenen Persönlichkeiten, die sich gegenseitig zuhören, können ihn gehen. Es entsteht damit kollektive Kreativität, die Box wird verlassen. Der Elefant könnte einem anderen Elefanten zuschauen, der sich gerade von seiner Schnur befreit. Das System der „other’s boxes“ gilt inzwischen als sehr bewährt und hat zum modernen Braimstorming geführt. Es setzt lediglich Konfliktfähigkeit voraus: Die Lösungen der anderen müssen uns nicht auf Anhieb schmecken.

Abbildung: #192259622 |  © mast3r – fotolia.com

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