Flexible Arbeitszeitmodelle: Diese Varianten gibt es

,

Unternehmen haben es heute nicht leicht. In Zeiten des immer deutlicher werdenden Fachkräftemangels müssen sie sich einiges einfallen lassen, um Mitarbeitende zu halten. Flexible Arbeitszeitmodelle haben sich dabei mittlerweile in vielen Branchen durchgesetzt. Doch wie unterscheiden die verschiedenen Modelle sich eigentlich und welche Vor- und Nachteile haben sie? Im folgenden Beitrag erfahren Sie mehr über die unterschiedlichen Arbeitszeitmodelle.

Fehlende Flexibilität: der Nine-to-Five-Job

Über Jahrzehnte war das klassische Nine-to-Five-Modell das normale Arbeitszeitmodell überall auf der Welt. Gemeinsamer Dienstbeginn und Feierabend galten als effiziente Arbeitszeitorganisation für die Belegschaft. Dass dieses System wenig flexibel ist, dürfte dabei kaum jemanden verwundern. Der Nine-to-Five-Job ist zumindest in Büros zum Auslaufmodell geworden. In einigen Branchen ist die feste Arbeitszeit aber auch heute noch erforderlich. Etwa, weil Telefone während der Bürozeiten durchgehend besetzt sein müssen oder die Zusammenarbeit vor Ort einen besonders wichtigen Teil des Jobs ausmacht.
Doch auch in Branchen, in denen eine Abkehr vom konventionellen Nine-To-Five-System nicht möglich ist, können Unternehmen den Angestellten Möglichkeiten einräumen, ihre Arbeitszeit flexibel zu organisieren.

Flexibel und einfach: Gleitzeit

Das am weitesten verbreitete Arbeitszeitmodell mit der Möglichkeit, flexibel zu arbeiten, ist zumindest hierzulande die Gleitzeit. Dabei werden den Angestellten weniger feste Vorgaben gemacht, wann sie ihre vertraglich vereinbarte Arbeitszeit zu erfüllen haben. Stattdessen werden vor allem Arbeitsbeginn und -ende flexibel gehandhabt. Über ein Zeiterfassungssystem wird dokumentiert, ob es zu Fehlarbeitszeiten kommt. Typischerweise werden dabei im Arbeitsvertrag Grenzen für die Flexibilität festgelegt. Insbesondere wird dort meist eine Kernarbeitszeit definiert, in der ein bestimmter Anteil der Gesamtarbeitszeit stattfinden muss.
Schon seit etwa 1970 experimentierten in Deutschland erste Unternehmen mit Gleitzeitmodellen. Doch erst in den 1990er-Jahren setzte das Modell sich zumindest in größeren Betrieben auf breiter Front durch. Das dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass in diesen Jahren die Ideen der New-Work-Bewegung aus den USA nach Europa kamen.

Mehr Freizeit bei weniger Gehalt: reduzierte Arbeitszeit

Vor allem jüngere Menschen wünschen sich oft auch eine generell reduzierte Arbeitszeit. Neben klassischen Teilzeitstellen, bei denen statt 40 nur 20 oder 30 Stunden Wochenarbeitszeit vereinbart werden, gibt es dabei auch andere Modelle. Besonders Varianten, bei denen mehr Urlaubstage Teil des Arbeitsvertrags sind, werden bei den Angestellten immer beliebter. Für die Unternehmen hat diese Variante den Vorteil, dass die Angestellten außerhalb des Urlaubs als Vollzeitkräfte zur Verfügung stehen.
Vergleichsweise häufig kommen zum Beispiel Modelle zum Einsatz, bei denen die Mitarbeitenden für 38 oder 39 Stunden in der Woche angestellt werden. Da sie aber dennoch volle 40 Stunden in der Woche arbeiten, stehen ihnen im Laufe des Jahres bis zu mehrere Wochen zusätzliche Urlaubstage zur Verfügung. Diese können flexibel genutzt werden. Anders als bei Überstunden, die irgendwann „abgefeiert“ werden, sind diese zusätzlichen Urlaubstage vertraglich vereinbart und werden beim Übertrag ins Folgejahr als Urlaubstage und nicht als Überstunden behandelt.

Karriere trotz Teilzeit: Jobsharing

Eine spezielle Variante der Teilzeitstelle ergibt sich aus dem sogenannten Jobsharing. Dabei arbeiten zwei (oder unter Umständen auch mehr) Angestellte gemeinsam auf einer Position. Typischerweise bietet es sich dabei an, zwei Halbzeitstellen zusammenzuziehen. Dieses Modell hat den Vorteil, dass die Angestellten verantwortungsvollere Positionen besetzen können, als es sonst in Teilzeit möglich wäre. Selbst in Führungspositionen kommt das Jobsharing mittlerweile häufig zum Einsatz.
Allerdings erfordert die geteilte Arbeit natürlich ein hohes Maß an Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit. Wer einen Job teilen will, muss auch bereit sein, Konflikte auszutragen und mit Kompromissen beizulegen.

Nicht nur in Pandemiezeiten attraktiv: Arbeit im Homeoffice

Auch das Modell Arbeit von zu Hause gibt es nicht erst seit gestern. Dennoch verbinden sowohl Angestellte als auch die Personalabteilungen es häufig mit der Zeit der Corona-Pandemie, während der Homeoffice meist sogar verpflichtend war. Für die Angestellten liegen die Vorteile des Homeoffice indes auch außerhalb von Krisenzeiten auf der Hand. Der geringere Zeitverlust durch den wegfallenden Weg zur Arbeit und die Möglichkeit, die eigenen Aufgaben flexibel zu organisieren, machen die Arbeit für viele deutlich effizienter. Dennoch ist diese Form der Arbeit nicht für jede und jeden optimal. Der Austausch im Büro fehlt und Privat- und Arbeitsleben drohen ineinander überzugehen.
Viele Unternehmen sind inzwischen dazu übergegangen, ihren Angestellten eine bestimmte Anzahl an Homeoffice-Arbeitstagen im Monat zuzugestehen, die flexibel genutzt werden können. So lassen die Vor- und Nachteile des Homeoffice sich in einem Job kombinieren.

Umstrittenes Arbeitszeitmodell: Vertrauensarbeitszeit

Absolute Freiheit bei der Gestaltung der Arbeitszeit bietet schließlich die Vertrauensarbeitszeit. Angestellte, die nach dem Vertrauensarbeitszeit-Modell arbeiten, haben gar keine festen Arbeitszeiten mehr. Stattdessen werden ihnen ausschließlich Aufgaben zugewiesen, die sie bis zu bestimmten Deadline-Terminen abschließen müssen.
Das Vertrauensarbeitszeit-Modell erfordert sowohl vom Betrieb als auch von den Angestellten Vertrauen. Denn ob das den einzelnen Angestellten zugewiesene Arbeitsvolumen angemessen ist, ist eine Frage der permanenten Aushandlung. Viele sehen die Vertrauensarbeitszeit deshalb auch kritisch: Eine Ausweitung der Gesamtarbeitszeit sei bei diesem Modell sehr wahrscheinlich. Zudem hat der Europäische Gerichtshof 2019 ein Urteil gesprochen, nachdem Arbeitszeiten grundsätzlich erfasst werden müssen. Das betrifft auch Angestellte, die nach Vertrauensarbeitszeit arbeiten.
Gleichwohl kann Vertrauensarbeitszeit, wenn das Verhältnis zwischen Betrieb und Werktätigen gut ist, ein tragfähiges Modell sein. Angestellte können ihre Arbeitszeit frei einteilen, für die Vorgesetzten entfallen viele administrative Aufgaben.

Fazit

Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch. Unternehmen merken, dass sie ihren Angestellten mehr Möglichkeiten zugestehen müssen, flexibel zu arbeiten, um gute Leute im Unternehmen zu halten. Der klassische Nine-to-Five-Job bietet das nicht. Arbeitszeitmodelle von Teil- und Gleitzeit bis hin zu modernen Modellen wie dem Jobsharing können echte Alternativen sein. Bei den Angestellten kommen die neuen Modelle, bei denen sie ihre Arbeitszeit flexibel organisieren können, auf jeden Fall gut an.
Bildnachweis: #446256503 | © Nuthawut – stock.adobe.com

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert