Teamstruktur - Was ist, wenn mein Chef jünger ist?

Teamstruktur – Was, wenn mein Chef jünger ist?

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Die Chefs in den Unternehmen werden jünger, was eine direkte Folge der Digitalisierung ist. Jüngere Menschen verstehen einfach die digitalen Technologien besser. Doch zwei Drittel aller Teams möchten das nicht akzeptieren.

Das ist gefährlich und überflüssig: Die Generation Y übernimmt die Führungsrolle eigentlich auf dieselbe Art und Weise wie die Vertreter der Babyboomer-Generation.

Generationen und Führungskräfte

In den Unternehmen sind heute insgesamt fünf Generationen vertreten. Natürlich trifft das nicht auf jede Firma zu. Die prinzipielle Möglichkeit zeigt aber auf, welche Altersgruppen sich miteinander arrangieren müssen:

  • Nachkriegsgeneration (Jahrgänge 1940 bis 1955), zu der auch die 68er gehören
  • Babyboomer (1955 bis 1970)
  • Generation X (1970 bis 1985)
  • Generation Y (1985 bis 2000)
  • Jahrgänge ab 2000 werden Generation Z genannt

Die Führungskräfte sind in Deutschland bislang durchschnittlich 52 Jahre alt, allerdings ändert sich das gerade. Die beiden Prozesse der Digitalisierung und der Beschleunigung des Arbeitslebens (auch ohne Digitalisierung) lassen jüngere Berufstätige eher als Führungskräfte geeignet erscheinen.

Auch wenn es der 55-Jährige nicht wahrhaben will: Er ist nicht mehr so fit wie mit 35 Jahren. Zwar kann er gewisse Defizite durch Erfahrung kompensieren, doch in Zeiten des digitalen Wandels verfügt er gerade über diese Erfahrung nicht.

Beispiel für Generationenkonflikt im Job

Ein Beispiel: Seine Firma möchte eine neue CRM-Software installieren. Der Migrationsprozess gilt als anspruchsvoll und muss in sehr kurzer Zeit durchgeführt werden, damit die Arbeitsprozesse nicht stocken. Die Notwendigkeit hierfür erkennt der 55-Jährige sofort, doch nun steht er vor der Herausforderung, als Erster in seinem Team die neue Software am besten im Verlauf eines Wochenendes zu verstehen. Es ist gut möglich, dass er das nicht schafft. Sein 35-jähriger Kollege hingegen, der mit drei Jahren zum ersten Mal am Computer gespielt hat, hat damit keine Probleme.

Die digitalen Technologien funktionieren einfach anders. Sie setzen nicht mehr zwingend voraus, dass früher erworbenes Wissen angewendet wird, sondern dass Menschen intuitiv ein neues Handling verstehen. Softwareprogramme, die wir vor 15 Jahren erlernt haben, brauchen wir heute nicht mehr. Heutige Software funktioniert ganz anders. Die Unternehmen haben das natürlich erkannt und suchen verstärkt nach jungen Führungskräften um die 30, die Teams von 40+ oder gar 50+ führen. Das führt zu einem handfesten Generationenproblem.

Ablehnung jüngerer Führungskräfte

Das Randstad Arbeitsbarometer kam in seiner Umfrage 2018 zum Ergebnis, dass 66 Prozent aller deutschen Beschäftigten lieber einen älteren Vorgesetzten hätten. Die Ergebnisse sind repräsentativ, Randstad erhebt sie pro Quartal in immerhin 33 Ländern. Es gibt länderspezifische Unterschiede.

Die Ablehnung jüngerer Chefs stellt sich wie folgt dar:

  • Deutschland: 66 %
  • Belgien: 58 %
  • Niederlande: 52 %
  • Polen: 47 %

Es mag sein, dass deutsche Beschäftigte besonders konservativ ticken, doch nun geht es darum, wie dieses Problem anzupacken ist. Immerhin haben die Digital Natives, die im Jahr 2018 vorrangig in die Generation Y einzuordnen sind, das nötige Wissen für den digitalen Wandel.

Headhunter berichten unterdessen hinter vorgehaltener Hand, dass gerade in technologiefokussierten Unternehmen Führungskräfte Ü40 kaum noch vermittelbar sind. Die Firmen wollen dringend “digitale” Führungspositionen mit Kandidaten um das 30. Lebensjahr herum besetzen. Dabei ist die Normierung „Alt führt Jung“ in unseren Gehirnen tief evolutionsbiologisch verankert. Wir sind durch Eltern und Lehrer erzogen worden, also erwarten wir lebenslänglich ältere Führungspersonen. Wenn sich die Rollen nun vertauschen, schaffen das junge Führungskräfte nur mit sehr hoher emotionaler Intelligenz. Diese wird aber auch den Beschäftigten (geführten Mitarbeitern) abverlangt.

Lösungsansätze

Es gibt inzwischen diverse Feldforschungen zur Problematik. Konflikte entstehen nicht nur durch den Altersunterschied zwischen jungen Chefs und älteren Angestellten, sondern auch durch sehr unterschiedliche Arbeitsauffassungen. Kollegen von 45+ setzen beispielsweise auf pünktliche Anwesenheit im Büro, Digital Natives zwischen 27 und 35 hingegen arbeiten mobil – was für sie völlig unproblematisch ist. Dafür erwarten sie, ihre Mitarbeiter immer und überall erreichen zu können. Auflösen lassen sich die Konflikte nur durch große Toleranz und gegenseitigen Respekt. Den jungen Chefs wird geraten, die Generationenrolle anzunehmen und sich immer wieder Ratschläge von den älteren Kollegen einzuholen. Diese wiederum sollten die technische Kompetenz der Jungen einfach akzeptieren.

Abbildung: #259069061 | © mast3r – fotolia.com

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