Keine Angst vor KI – mit den richtigen Skills

, ,

Ein namhaftes deutsches Nachrichtenmagazin veröffentlichte kürzlich einen Beitrag, der sich mit den Sorgen von ArbeitnehmerInnen angesichts der zunehmenden Nutzung von künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigte. Schon in der Überschrift war von der Angst einer Arbeitnehmerin zu lesen, „dass KI meinen Job klaut“. Und wer sich im Kreise von Verwandten, FreundInnen und KollegInnen umhört, dürfte in den meisten Fällen feststellen, dass der Trend zum verstärkten Einsatz von KI in unterschiedlichsten Branchen und Tätigkeitsfeldern zurzeit tatsächlich oft für Beunruhigung sorgt. Die gute Nachricht zum Thema lautet: Wenn Sie sich rechtzeitig ein entsprechendes Skillset aneignen, können Sie die mit der KI-Nutzung verbundenen Risiken für Ihre eigene berufliche Zukunft deutlich reduzieren – und sich stattdessen sogar neue Karrierechancen erschließen.

 

Automatisierung – nur auf anderen Ebenen

Zunächst einmal ist es sinnvoll, sich dem Thema KI möglichst sachlich zu nähern und sich von übertrieben pessimistischen Sichtweisen ebenso freizumachen wie von übermäßig euphorischen. Dabei hilft ein Blick in die Geschichte. Denn im Laufe der Jahrhunderte hat es immer wieder Phasen gegeben, in denen technologische Fortschritte bestimmte Tätigkeiten überflüssig werden ließen und damit die Existenz bestimmter Jobs infrage stellten. Zugleich haben sich jedoch auch immer wieder neue Berufsbilder und Tätigkeitsfelder herausgebildet, die durch die betreffenden Entwicklungen überhaupt erst möglich wurden.

Besonders deutlich sind die Parallelen zur Einführung von Robotertechnik und automatisierten Prozessen im Bereich der industriellen Fertigung im Laufe des 20. Jahrhunderts. Der wesentliche Unterschied besteht vor allem darin, dass damals vor allem körperliche Tätigkeiten automatisiert wurden, während der Einsatz künstlicher Intelligenz auch die Automatisierung von geistigen Tätigkeiten oder bestimmten Büroarbeiten ermöglicht.

Umfassender Wandel der Arbeitswelt in vielen Bereichen möglich

Im Zuge der Digitalisierung und der zunehmenden Nutzung künstlicher Intelligenz wird es voraussichtlich ebenfalls zu einem grundlegenden Wandel in vielen Arbeitsbereichen kommen. So kam eine Studie der Investmentbank Goldman Sachs zu dem Ergebnis, dass KI bis zu einem Viertel aller Arbeitsplätze in Europa und in den USA ersetzen könnte. Globale Schätzungen gehen von bis zu 300 Millionen betroffenen Jobs aus. Interessant ist dabei, dass sich in den Unternehmen nicht nur Fachkräfte, sondern auch Führungskräfte bis hin zum Top-Management um den Fortbestand ihrer Arbeitsplätze sorgen. Einer Untersuchung von EY zufolge befürchten sogar 46 Prozent der Top-ManagerInnen, dass der technische Fortschritt ihre Fähigkeiten überflüssig werden lassen könnte. Bei qualifizierten und ungelernten Arbeitskräften glauben dies dagegen nur 15 beziehungsweise 13 Prozent.

Aktiv mit dem Thema KI auseinandersetzen

Auch wenn sich viele Entwicklungen derzeit noch nicht im Detail prognostizieren lassen, erkennen immer mehr Unternehmen die Relevanz von künstlicher Intelligenz in der Unternehmensorganisation sowie in der Produktion beziehungsweise bei der Erbringung von Dienstleistungen. Sie beginnen, sich mit dem Thema systematischer auseinanderzusetzen, wenngleich sie sich der Materie überwiegend noch relativ vorsichtig nähern.

Als ArbeitnehmerIn sollten Sie zumindest ähnlich verfahren. Verfolgen Sie die Entwicklungen in Ihrer Branche und in Ihrem persönlichen Fachgebiet besonders aufmerksam und bereiten Sie sich auf mögliche Veränderungen vor. Faktisch bedeutet die zunehmende Nutzung von künstlicher Intelligenz ja nicht nur, dass dadurch Arbeitsplätze wegfallen könnten, sondern auch, dass Unternehmen immer mehr ExpertInnen benötigen, die sich mit der Anwendung von KI auskennen. BewerberInnen, die entsprechende Kenntnisse oder sogar bereits erste Erfahrungen in diesem Bereich vorweisen können, haben somit einen signifikanten Wettbewerbsvorteil.

Branchenspezifische Unterschiede kennen und Entwicklungen antizipieren

Besonders wichtig ist es dabei, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Branchen und Arbeitsbereichen zu erkennen und sich darauf einzustellen. In Bereichen, in denen digitale, kreative oder textbezogene Arbeit im Vordergrund steht, wird künstliche Intelligenz schon jetzt relativ häufig eingesetzt. Beispiele dafür sind KI-gestützte Analysen und Recherchen, die Optimierung von Texten oder die Entwicklung von Strategien mithilfe von KI-Tools. In diesen Bereichen ist die Fähigkeit zur Nutzung von KI bereits heute zu einer Schlüsselkompetenz geworden, die maßgeblichen Einfluss auf die berufliche Karriere haben kann. Falls Sie sich bisher noch gar nicht oder nur wenig mit künstlicher Intelligenz befasst haben, sollten Sie sich nicht scheuen, das Ganze erst einmal spielerisch anzugehen. Probieren Sie einfach einmal bestimmte Tools – wie zum Beispiel Chat GPT – aus. Testen Sie, zu welchen Ergebnissen Sie damit gelangen können und wie sich diese durch optimierte Eingaben verbessern lassen. Wenn Sie das zunächst außerhalb Ihres beruflichen Aufgabenfeldes tun, können Sie unbefangener vorgehen und brauchen keine Angst zu haben, dass Sie etwas falsch machen könnten. Im nächsten Schritt empfehlen sich dann gezielt ausgewählte Kurse und Schulungen, um das erworbene Wissen zu festigen und erste eigene Erfahrungen systematisch auszubauen.

Verweigerungshaltung ist das größte Risiko

Wenn Sie erste eigene Erfahrungen mit der Anwendung von künstlicher Intelligenz gesammelt haben und diese systematisch durch den Erwerb von aktuellem Fachwissen aus diesem Bereich ergänzen, haben Sie gute Chancen, sich damit in Ihrem Job unentbehrlich zu machen. Und falls doch einmal ein Wechsel des Arbeitsplatzes notwendig werden oder von Ihnen gewünscht sein sollte, haben Sie beste Aussichten, dies mit einem Karrieresprung zu verbinden.
Zudem werden Sie immer stärker erkennen, dass das größte Risiko im Zusammenhang mit dem beginnenden KI-Boom nicht diese Entwicklung selbst ist, sondern vielmehr die Annahme, man könne sie einfach ignorieren. Diejenigen ArbeitnehmerInnen, die in einer Verweigerungshaltung verharren und hoffen, in ihrem persönlichen Arbeitsbereich nicht mit künstlicher Intelligenz in Berührung zu kommen, riskieren damit mehr, als ihnen oftmals bewusst sein dürfte. Diejenigen hingegen, die sich offensiv mit dem Thema auseinandersetzen und sich entsprechende Kenntnisse und Fertigkeiten aneignen, um diese zu einem relevanten Skillset auszubauen, können dem KI-Trend zum einen gelassener entgegensehen. Zum anderen haben sie gute Chancen, in ihrer beruflichen Entwicklung sogar davon zu profitieren.
Übrigens: In vielen Fällen sind ArbeitgeberInnen gern bereit, eigene Initiativen ihrer Beschäftigten im Hinblick auf die berufliche Weiterbildung zu unterstützen. Es lohnt sich also durchaus, beim nächsten Personalgespräch einmal danach zu fragen, inwieweit für einen Kurs zu einem KI-relevanten Thema eine Kostenübernahme durch das Unternehmen möglich wäre.

Kein Grund zur Sorge – mit dem richtigen Skillset

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der ohnehin nicht aufzuhaltende Trend zum verstärkten Einsatz künstlicher Intelligenz in nahezu allen Branchen derzeit von vielen ArbeitnehmerInnen als Bedrohung wahrgenommen wird und selbst bei Top-ManagerInnen Ängste um den eigenen Arbeitsplatz schürt. Gleichzeitig eröffnen sich dadurch jedoch auch Chancen für die Entstehung neuer Tätigkeitsbereiche und Berufsbilder.
Ob im individuellen Einzelfall die mit KI verbundenen Chancen oder die Risiken für die Karriere überwiegen, hängt vor allem davon ab, wie auf die Entwicklung reagiert wird. Während der Versuch, sie zu ignorieren und abzuwarten, mit erheblichen Risiken verbunden ist, kann die frühzeitige Aneignung entsprechender Skills die Karrierechancen sowohl im eigenen Unternehmen als auch bei einem Jobwechsel erheblich verbessern.

Bildnachweis: #615349329 | © Nuthawut – stock.adobe.com

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert