Six Sigma zur Prozessoptimierung
Die Optimierung von Prozessen spielt in Unternehmen schon seit Jahrzehnten eine wichtige Rolle. Dafür kommen Methoden zum Einsatz, die Fehler und Mängel reduzieren, Abweichungen minimieren und sowohl die Effizienz als auch die Qualität verbessern. Eine besonders bewährte und weit verbreitete Methode zur Prozessoptimierung ist Six Sigma. Vielleicht ist Ihnen das Symbol von Six Sigma nicht ganz unbekannt. 6σ setzt sich aus der Ziffer „6“ sowie dem griechischen Buchstaben Sigma (σ) zusammen. Die Ziffer bezieht sich darauf, dass die nächstgelegene Toleranz-Grenze bei einem Qualitätsmerkmal rechts und links mindestens sechs Standard-Abweichungen vom arithmetischen Mittelwert entfernt liegen sollte. Der Buchstaben σ steht als Symbol der Standardabweichung und wird auch in der Gauß’schen Glockenkurve verwendet.
Qualitätsmanagement und Prozessoptimierung in einem: Six Sigma im Überblick
Inhalt des Artikels "Six Sigma zur Prozessoptimierung"
Das Ziel von Six Sigma ist eine maximale Fehlerfreiheit und klar definiert. Auf eine Million Vorgänge sollen nicht mehr als 3,4 Fehler kommen. Oder anders ausgedrückt: Angestrebt wird eine Qualität von 99,99966 Prozent.
Um dieses Ziel im Rahmen der Optimierung zu erreichen, wird jeder einzelne Vorgang mathematisch beschrieben und statistisch ausgewertet. Gerade dieser mathematische Ansatz bei der Optimierung von Prozessen mit Six Sigma ist einzigartig. Wirklich neu ist die Methode aber nicht. In Japan nutzten bereits in den siebziger Jahren verschiedene Branchen wie zum Beispiel der Schiffbau und die Elektronik- und Konsumgüterindustrie einen Vorgänger von Six Sigma zur Prozessoptimierung. Die Version, wie Sie sie heute kennen, entwickelte 1987 der US-amerikanische Elektronikhersteller Motorola. Als der ehemalige Manager von General Electric, Jack Welsh, Six Sigma 1996 in seinem Konzern einführte, wurde die Methode mit einem Schlag populär. Heute kommen die Prozessoptimierung und das Qualitätsmanagement in unzähligen Unternehmen zum Einsatz: nicht nur in Großkonzernen, sondern auch in zahllosen KMU. Mit der ISO 13053 erschien 2011 die erste offizielle Norm für die Prozessoptimierung.
Das Kernstück der Optimierung mit Six Sigma: DMAIC
Die Abkürzung DMAIC wird Ihnen im Zusammenhang mit Six Sigma immer wieder begegnen. Sie umfasst die fünf verschiedenen Phasen der Methode und bildet innerhalb des Qualitätsmanagements den Kern. Die Phasen werden zur Gestaltung von Prozessen eingesetzt, damit diese ein vorgegebenes Leistungsniveau konstant halten. Sie bilden einen wiederholbaren Zyklus, der nach der abschließenden Kontrolle jederzeit erneut durchlaufen werden kann. So können Sie sich bei Bedarf auf andere Aspekte fokussieren oder noch weitere Verbesserungen erzielen. DMAIC steht für Define, Measure, Analyse, Improve und Control, was sich mit Definieren, Messen, Analysieren, Verbessern und Steuern übersetzen lässt. Mittlerweile gibt es noch zwei weitere Entwicklungen im Bereich der Optimierung: Für neue Produkte wird DMADV eingesetzt, wobei „D“ und „V“ für „Design“ und „Verify“ stehen, für neue Prozesse DMAEC, wobei „E“ für „Engineering“ steht. Erfahren Sie nachfolgend mehr über die fünf Phasen von DMAIC.
Definieren: Die erste Phase bei der Optimierung von Prozessen
In der ersten Phase auf dem Weg zur Prozessoptimierung kommt es darauf an, den aktuellen Ist-Zustand und das Problem exakt zu definieren. Wer sind im weitesten Sinne die KundInnen des Prozesses? Dabei kann es sich sowohl um interne AbnehmerInnen als auch um Externe handeln. Darauf aufbauend definieren Sie genau jene Leistungsmerkmale, die für die Erfüllung der Erwartungen Ihrer Kunden als kritisch angesehen werden. Des Weiteren legen Sie wichtige Parameter für die Optimierung fest: zum Beispiel den Zeitraum, den Umfang sowie die Grenzen.
Messen: Die Six Sigma Datenerhebung
Während dieser Phase sammeln Sie Daten, mit denen Sie die Qualität des bisherigen Prozesses beurteilen können. Bei der Datenerhebung gehen Sie systematisch vor, wobei Sie Methoden wie die Arbeitsdatenermittlung, Multimomentaufnahmen und/oder Kapazitätsdatenermittlungen einsetzen. Sind die Datenmengen besonders groß, bietet sich die Nutzung von Künstlicher Intelligenz an. Am Ende dieser Phase stehen Ihnen zum Beispiel Datenerfassungsblätter, Häufigkeitsdiagramme, ein Datenerfassungsplan und eine Prioritätsmatrix zur Verfügung.
Analysieren: Ursachenforschung für die Prozessoptimierung
In dieser Phase geht es darum, die verursachenden Faktoren für Variationen oder Probleme im Prozess aufzuspüren. Sie ist sehr wichtig, denn je nachdem, wie das Ergebnis ausfällt, kann es sein, dass Sie den kompletten Rahmen des Projekts für die Optimierung anpassen müssen. Auch für das Analysieren stehen Ihnen bei Six Sigma die verschiedensten effektiven Werkzeuge zur Verfügung. Diese reichen vom Brainstorming über Affinitäts-, Streu-, Häufigkeits-, und Ablaufdiagramme bis hin zur statistischen Versuchsplanung und zu Ursache-Wirkungs-Analysen. Die Tools helfen Ihnen dabei, ein besonderes Verständnis für die Probleme bei der Optimierung zu erlangen.
Verbessern: Probleme im Prozess minimieren oder ausschalten
Haben Sie die Probleme präzise identifiziert, wollen Sie diese natürlich eliminieren. Darum steht im Mittelpunkt dieser Phase das Entwickeln von Lösungsmöglichkeiten für die Prozessoptimierung. Da es oft mehrere Lösungen gibt, ist es wichtig, dass Sie Kriterien festlegen, um die jeweiligen Ansätze bewerten zu können. Mögliche Kriterien für die Bewertung sind gesetzliche Auflagen, Umweltrichtlinien, Verordnungen, Arbeitsschutzbestimmungen sowie die Machbarkeit. Auch in dieser Phase des Qualitätsmanagements können Sie auf verschiedene Tools zurückgreifen, wobei vor allem Kreativitätstechniken wie Brainwriting oder Brainstorming sowie Mindmapping im Vordergrund stehen.
Steuern: Die letzte Phase der Optimierung von Prozessen
Nun müssen Sie sicherstellen, dass die entwickelten Verbesserungen nachhaltig sind. Deshalb bilden Kontrollmaßnahmen, Messungen von Schlüsselparametern sowie Überwachungen der Prozesse den Schwerpunkt dieser Phase. Nur so können Sie sicherstellen, dass die anvisierten Ziele nicht nur erreicht, sondern auch nachhaltig aufrechterhalten werden.
Die Vor- und Nachteile der Prozessoptimierung mit Six Sigma
Six Sigma hilft Unternehmen dabei, ihre Prozesse in der Produktion zu optimieren. Auf diese Weise können sie Produkte in hochwertiger Qualität noch effektiver herstellen. Im Fokus steht dabei vor allem die Reduzierung von Zeit-, Arbeits-, Ressourcen- und Energieaufwand, die Unternehmen auf dem Markt erhebliche Vorteile verschaffen kann. Trotzdem kann Six Sigma manchmal auch Nachteile haben. Bei der Methode handelt es sich nämlich nicht um eine Kostensenkungsstrategie, sondern in erster Linie um eine Strategie zur Qualitätsverbesserung. Das bedeutet, dass sie nicht automatisch zu Kosteneinsparungen führt. Es kann sogar sein, dass die Kosten durch Six Sigma ansteigen. Das liegt daran, dass die permanente Qualitätsverbesserung unter Umständen mit höheren Gemein- und Kapitalkosten einhergeht.
Six Sigma: Eine bewährte Strategie im Qualitätsmanagement
Das System, das Prozesse überwacht, Probleme rechtzeitig erkennt und sie bei ihrem Auftreten eliminiert, ist für viele Unternehmen mittlerweile unverzichtbar geworden. Es folgt einer klar definierten Struktur und sorgt für eine fortschreitende Prozessoptimierung. Da Six Sigma auf einem mathematischen Ansatz und auf Daten basiert, haben Sie jederzeit einen Echtzeit-Überblick über Ihre Prozesse. So erkennen Sie Probleme sofort und können umgehend handeln.
Bildnachweis: #717583758 | © Nuthawut – stock.adobe.com
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!