Gewaltfreie Kommunikation – Schlüssel bei Konflikten im beruflichen Umfeld

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Wo Menschen zusammen arbeiten, treffen unterschiedliche Charaktere aufeinander. Durch verschiedene Biografien, voneinander abweichende Werte und differierende Meinungen kann es zu Konflikten kommen. Konflikte sind normal, aber es braucht Strategien, sie zu lösen, möchte man ein für alle zumutbares Arbeitsumfeld gewährleisten. Die „Gewaltfreie Kommunikation“ (GFK) ist eine solche Strategie. Das Konzept wurde von Marshall B. Rosenberg entwickelt und möchte Führungskräften und Mitarbeitenden einen Weg zu konfliktfreier und konstruktiver Alltagskommunikation aufzeigen.

Was ist gewaltfreie Kommunikation?

Auch im beruflichen Umfeld spielt Gewalt eine Rolle, vielleicht nicht unbedingt in Form physischer Gewalt. Aber psychische Gewalt durch konfrontative, verletzende, diskriminierende oder abwertende Worte unter KollegInnen, aber auch zwischen Vorgesetzten und Untergebenen ist in Unternehmen ein häufig vorkommendes Phänomen.

Die gewaltfreie Kommunikation zielt auf eine gelingende Kommunikation ab und man kann dieses Konzept als Methode für Konfliktmanagement einsetzen. Im Fokus gewaltfreier Kommunikation steht die sprachliche Empathie, mit deren Hilfe Menschen reflektierter und respektvoller miteinander kommunizieren können. Es geht darum, sich in die Perspektive der GesprächspartnerInnen zu versetzen. Gelingt dies, bleibt man auf einer sachlich-konstruktiven Gesprächsebene und empfindet sich selbst weniger stark als „Angriffsziel“.

Eine gewaltfreie Kommunikation ist gekennzeichnet durch Wertschätzung, Achtsamkeit, Selbstbestimmtheit und Empathie. Mithilfe dieser Eigenschaften lassen sich Konflikte konstruktiver und fairer lösen.

Die vier Schritte der GFK – Ist gewaltfreie Kommunikation in Unternehmen möglich?

Beim Konzept der gewaltfreien Kommunikation geht es darum, während eines Gespräches vier aufeinander aufbauende Schritte zu vollziehen. Zunächst schildert man seinem Gegenüber vollkommen wertfrei eine konkrete Situation, an der man sich stört. Auf diese Weise macht man sein eigenes Anliegen klar. Dann erklärt man mittels Ich-Formulierungen und ohne irgendeine Schuldzuweisung, wie man sich aufgrund der vorher geschilderten Situation fühlt.

In einem dritten Schritt formuliert man seine Bedürfnisse. Sie sind ja immer ein Hinweis auf einen Mangel und Konflikte entstehen, wenn eigene Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Deshalb ist es wichtig mitzuteilen, was man braucht, um sich besser zu fühlen. Das gegenseitige Wissen um Bedürfnisse ist ein wesentliches Element zur Lösung von Konflikten. Schließlich formuliert man eine Bitte beziehungsweise einen Wunsch an sein Gegenüber, zu handeln und so die Situation positiv zu verändern.

Es braucht sicherlich Training, bis man das Konzept verinnerlicht hat, es in einem Gespräch anwenden, dieses auf einer konkret-sachlichen Kommunikationsebene halten und emotionsgeladene Konfliktsituationen effektiv auflösen kann.

Welche Chancen entstehen für Unternehmen durch gewaltfreie Kommunikation?

Gewaltfrei kommunizieren kann man grundsätzlich überall. Gerade der Arbeitsplatz ist aber eine besonders große Arena für Konflikte. Schon durch die Vielzahl an Kontakten mit Vorgesetzten, KollegInnen, MitarbeiterInnen oder KundInnen sind Kommunikationsprobleme möglich. Auch die immer größere Arbeitsbelastung kann kommunikationstechnisch für „Dünnhäutigkeit“ sorgen. Man versteht in Gesprächen etwas falsch oder fühlt sich selbst missverstanden und angegriffen. In solchen Situationen eine Kommunikationsstrategie parat zu haben, bringt zahlreiche Vorteile mit sich.

Durch das Konzept der gewaltfreien Kommunikation haben Unternehmen die Möglichkeit, klaren Regeln beim Miteinander zu folgen. Wendet man die GFK-Methoden an, führt dies zu einer transparenten, klaren, offenen und respektvollen Art, miteinander zu sprechen. Darüber hinaus bietet gewaltfreie Kommunikation Führungskräften und Mitarbeitenden eine Lernmethode, mit deren Hilfe sie in der Lage sind, eigene Bedürfnisse deutlich zu benennen und die Bedürfnisse von GesprächspartnerInnen zu erkennen. Dies führt zu einer höheren Kompetenz im Bereich der Konfliktlösung. Das wiederum schafft die Voraussetzungen für eine deutlich verbesserte Zusammenarbeit am Arbeitsplatz.

Wendet man gewaltfreie Kommunikation konsequent an, profitieren Unternehmen und Mitarbeitende gleichermaßen von einer größeren Resilienz gegenüber störenden Konflikten. Grund dafür ist die wachsende Fähigkeit, Auslöser für Unzufriedenheit und Unwohlsein bei Vorgesetzten, KollegInnen und Untergebenen schneller zu erkennen. Dadurch hat man die Möglichkeit, rechtzeitig aus „ungesunden“ Situationen auszubrechen. So erwächst nicht nur ein empathischeres Miteinander, sondern auch eine gegenseitige Stärkung.

Konflikte zu lösen, verbraucht nicht nur sehr viel Energie, sondern kostet auch Zeit, die sich sinnvoller und produktiver einsetzen ließe. Da die gewaltfreie Kommunikation für Klarheit im Umgang sorgt, werden Konflikte ganz vermieden oder lassen sich zumindest schneller lösen. Dadurch nehmen sie nicht mehr so viel Zeit in Anspruch und steigern so auch die unternehmerische Produktivität.

Der empathische sprachliche Umgang fördert also eine insgesamt positivere Kommunikationskultur. Durch die Integration der GFK-Methode sind Unternehmen in der Lage, den Arbeitsalltag so zu verändern, dass es zu einem nachhaltigen Wandel hin zu effektiver, produktiver Zusammenarbeit kommt. Da gewaltfreie Kommunikation auch Auswirkungen auf das psychische und physische Wohlbefinden der Belegschaft hat, ist sie ein wichtiger Beitrag zu einem gesunden Arbeitsumfeld.

Wie lässt sich gewaltfreie Kommunikation in Unternehmen umsetzen?

Damit das Konzept der gewaltfreien Kommunikation in einem Unternehmen Fuß fassen kann, ist es notwendig, sämtliche Mitarbeitende vom Aufsichtsrat bis zum Mitarbeitenden im Lager oder an der Rezeption entsprechend zu schulen. Inzwischen gibt es die Möglichkeit, externe TrainerInnen beziehungsweise Coaches für Kommunikation zu engagieren und Schulungen für die Belegschaft anzubieten. Immer mehr Unternehmen haben auch Mitarbeitende, die ein entsprechendes Coaching durchlaufen haben und ihre Kenntnisse an KollegInnen und auch Vorgesetzte weitergeben.

Wichtig ist es, das GFK-Konzept im gesamten Unternehmen zur priorisierten Kommunikationsform zu machen und es zu einem Teil der Unternehmensphilosophie zu machen. Manche ExpertInnen bezeichnen gewaltfreie Kommunikation auch als Weiterentwicklung einer werteorientierten Unternehmensführung. Extern oder intern organisierte Kommunikationsschulungen tragen die Idee der wertschätzenden, empathischen oder konfliktfreien Kommunikation, wie sie gerne bezeichnet wird, an jeden einzelnen Arbeitsplatz und sorgen im Idealfall für eine strukturelle Integration der GFK-Methode.

Gewaltfrei kommunizieren in Unternehmen – Win-win-Situation für alle Beteiligten

Niemand gerät gerne in Konflikt mit Menschen, denen er täglich begegnet. Gerade, weil man am Arbeitsplatz viel Zeit verbringt, ist das Modell der gewaltfreien Kommunikation eine sinnvolle und effiziente Methode, das Arbeitsumfeld konfliktfrei zu halten oder entstehende Konflikte möglichst konstruktiv zu lösen. Der auf Empathie, Achtsamkeit, Selbstbestimmung und Wertschätzung beruhende Umgang mit dem Gegenüber sorgt für insgesamt weniger Konfliktpotenzial am Arbeitsplatz. Er schafft letztlich ein produktives und motivierendes Umfeld für alle im Unternehmen Tätigen.

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